26. April 2021
Die Corona-Pandemie insgesamt wird in unseren Wohn- und Pflegeeinrichtung nicht mehr als akute Bedrohung, sondern als „neue“ Normalität gesehen. Nach einem Jahr Pandemie sind wir im Umgang mit dem Coronavirus routiniert. Impfungen und Testungen haben viel dazu beigetragen, die Situation zu entspannen.
Aufgrund der Impfungen herrscht in den Einrichtungen bereits eine Herdenimmunität. Und Testungen sollen verhindern, dass durch Besucher eine Corona-Infektion eingeschleust wird. Auch unsere Mitarbeitenden werden weiterhin zweimal die Woche und unsere Bewohnerinnen und Bewohner einmal pro Woche getestet – trotz Impfung. Dank neuer Testkits, die einen Abstrich im Nasenvorhof ermöglichen, sind die Testungen nun weniger unangenehm.
Die Maßnahmen sind notwendig, da es immer noch einige wenige Personen gibt, die geschützt werden müssen, da sie sich nicht impfen lassen konnten, wollten oder ganz neu bei uns sind.
Seit Impfbeginn gibt es in unseren Einrichtungen nachweislich kein Infektionsgeschehen. Bereits vor den Impfungen konnten wir durch gezielte Maßnahmen in dem Großteil unserer Einrichtungen ein Ausbruchsgeschehen verhindern. Dank intensiver Testungen, die seit Oktober vergangenen Jahres durchgeführt wurden, konnten Infizierte schnell identifiziert und Schutzmaßnahmen eingeleitet werden.
Dennoch konnten wir zwischen Oktober 2020 bis zum Start der Impfung im Januar trotz aller Vorsichtsmaßnahmen einige Ausbrüche nicht verhindern.
In diesem Zeitraum wurde in den Medien ein sehr einseitig, negatives Bild über die Situation in den Wohn- und Pflegeeinrichtungen gezeichnet. Das Damoklesschwert der Isolation und Einsamkeit schwebte über uns. Viele Menschen haben sich nicht getraut, pflegebedürftige Angehörige in einer Wohn- und Pflegeeinrichtung unterzubringen und sie bis hin zur Selbstaufgabe allein zu Hause gepflegt. Doch dieses Vertrauen konnten wir zurückgewinnen. Die Nachfrage nimmt zu und die Belegungszahlen gehen wieder deutlich nach oben.
Unsere Tagespflege war zu Beginn der Pandemie von März bis Mai 2020 geschlossen, konnte aber dank eines verlässlichen Schutzkonzeptes mit einer Belegung von 50 Prozent wieder geöffnet werden. Unsere Gäste dort sind zumeist demenzerkrankte Menschen, denen wir mit ganz besonderer Zuwendung und Pflegeangeboten begegnen. Dass wir diesen Menschen direkt ein Impfangebot unterbreiten konnten, wurde sehr begrüßt, da dadurch das bürokratische Prozedere für die Angehörigen und der herausfordernde Besuch eines Impfzentrums entfiel.
Den Service eines Impfangebots an unseren Standorten konnten auch unsere Bewohnerinnen und Bewohner des Service Wohnens in Anspruch nehmen – Für die Möglichkeit, unbürokratisch im eigenen Haus geimpft werden zu können, haben wir sehr viel Dankbarkeit erfahren.
Insgesamt spürt man auf der einen Seite eine große Erleichterung, da die akute Bedrohungslage vorbei ist, aber auf der anderen Seite auch eine gewisse Erschöpfung nach dieser langen Zeit der Anspannung.
Sowohl bei unseren Mitarbeitenden, als auch den Bewohnerinnen und Bewohner haben wir eine hohe Impfquote von 85%. Seit Beginn der Impfungen haben wir keine Ausbrüche mehr zu verzeichnen. Das zeigt ganz deutlich, dass die Impfungen wirken und unser Schutzkonzept greift. Das führte zu einer deutlichen Entlastung der Situation und großen Erleichterung.
In unseren Einrichtungen wurde allen Personen im Haus eine Corona-Schutzimpfung angeboten, also auch dem Servicepersonal, der Haustechnik oder beispielsweise beauftragten Friseurinnen und Friseuren, die sich um unsere Bewohnerinnen und Bewohner kümmern.
Durch den Impfschutz gibt es endlich wieder gemeinsame Aktionen. Unsere Gruppenangebote, die für unsere Bewohner*innen so wichtig sind, können wieder umgesetzt werden.
Unsere Seelsorge kann zudem das Abendmahl wieder anbieten. Auch ein gemeinsamer Gottesdienst, das Feiern in Gemeinschaft – natürlich unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen – ist wieder möglich.
Man merkt deutlich, die Lebensfreude, der Optimismus kehrt Stück für Stück zurück in unsere Häuser.
Bei den wärmeren Temperaturen gehen die Bewohnerinnen und Bewohner auch gerne wieder nach draußen und genießen den Frühling– natürlich unter Einhaltung aller Schutzmaßnahmen.
Auch hier herrscht Erleichterung und Freude vor. Denn unsere Häuser sind wieder weitestgehend für Besuche geöffnet. Man kann zu uns kommen, so häufig man möchte. Es muss nur ein Termin dafür vereinbart werden, um sich vorab testen zu lassen, dies geht aber schnell und unkompliziert vor Ort. Selbstverständlich gelten auch bei uns die jeweils aktuellen Corona Regelungen, wie beispielsweise Treffen nur mit Personen aus einem anderen Haushalt. Aber unsere Bewohner*innen können ihre Angehörigen auch selbst wieder besuchen unter der Bedingung von anschließend drei Testungen im Rhythmus von drei Tagen.
Ein wesentlicher Punkt in unseren Einrichtungen ist die seelsorgerische und persönliche Begleitung der Bewohnerinnen und Bewohner, die sich in der letzten Phase ihres Lebens befinden. Mit Würde alt werden und getröstet Abschied nehmen zu können, liegt uns besonders am Herzen.
Den Sterbeprozess zu begleiten, konnten wir den Angehörigen auch während der Pandemie unter Einhaltung strengster Schutzmaßnahmen ermöglichen – selbst bei an Covid-19 erkrankten Sterbenden. Testungen und Impfungen haben auch hier viel dazu beigetragen, diese leidvolle Situation etwas zu erleichtern.
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten gleichfalls auf eine seelsorgerische Begleitung zugreifen und waren größtenteils dankbar dafür. Für sie ist der Tod einer Bewohnerin oder eines Bewohners ebenfalls ein großer Verlust und von großer Trauer begleitet. Diese Menschen wohnten teilweise jahrelang bei uns im Haus und gerade während der Pandemie sind die Beziehungen enger und das Gemeinschaftsgefühl nochmal stärker geworden.
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben trotz massiver Anstrengungen ein unglaublich hohes Engagement als Team gezeigt. Als Gemeinschaft sind wir durch die Pandemie zusammengewachsen. Und das war in allen Häusern so. Die Kolleginnen und Kollegen haben sich gegenseitig Halt gegeben und unterstützt, da sie auch privat viele Einschränkungen auf sich genommen haben.
Eine große Belastung, körperlich und mental, war und ist die Pandemie für alle unsere Mitarbeitenden, sei es in der Reinigung, Hauswirtschaft oder Pflege. Zwar herrscht weniger Angst vor einer Ausbruchs-Situation im Haus, doch die Belastung bleibt hoch: Schutzmaßnahmen müssen weiterhin eingehalten werden, wie das ständige Tragen der FFP2-Maske. Dienste gilt es umzuorganisieren, um entzerrte Pausenzeiten zu gewährleisten oder die eigenen Schulkinder in Quarantäne zu betreuen.
Aktuell begrüßen wir viele Neuankömmlinge, die in die Wohnbereiche integriert werden müssen. Die Aufnahmesituation ist sowohl für das Team als auch für die neuen Bewohnerinnen und Bewohner intensiv und etwas ganz Besonderes.
Für viele Mitarbeitende steht derzeit die Organisation des Sommerurlaubs bevor: Viele möchten nach langer Zeit wieder ihre Verwandten in ihren Heimatländern besuchen, die jedoch oftmals in Risikogebieten beheimatet sind. Es herrscht immer noch Ungewissheit, ob in dem Zeitraum verreist und die Quarantänezeit eingehalten werden kann. Der damit verbundene Stress im zweiten Jahr in Folge wirkt nach.
Als Arbeitgeber versuchen wir, unsere Kolleginnen und Kollegen so gut es geht zu unterstützen. Zu Beginn der Pandemie haben wir einen Einkaufs-Service angeboten und immer wieder gibt es gesunde Leckereien und Überraschungen aus unseren Küchen für das Team.
Viel Dank haben wir dafür erhalten, dass wir beständig ausreichend Schutzmaterial zur Verfügung gestellt haben. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit – doch wegen des anfänglichen Mangels nicht immer einfach zu bewerkstelligen. Hier geht mein Dank an das AGAPLESION LOGISTIGZENTRUM, die einen großartigen Job gemacht haben.
Ebenso wertvoll war die Arbeit vom AGAPLESION HYGIENE Institut. Frau Dr. Stroh, die für den Wohn- und Pflegebereich verantwortlich ist, hat uns rund um die Uhr unterstützt und steht uns immer kompetent und freundlich mit Rat und Tat zur Seite. Eine große Unterstützung war auch die Bundeswehr an einigen unserer Standorte. Die freundlichen und hilfsbereiten Soldaten und Soldatinnen betreuen sieben Tage die Woche unsere einrichtungseigenen Testcenter und testeten sowohl Besucherinnen und Besucher als auch unsere Mitarbeitenden. Häufig war auch Zeit für einen kleinen Tratsch zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Soldatinnen und Soldaten.
Wir sind alle sehr erleichtert, dass sich die Bedrohungslage in unseren Einrichtungen deutlich entspannt hat, aber wir alle sind auch erschöpft. Wir haben zwar das Ziel und die Bewältigung der Pandemie vor Augen, aber gerade die letzten Meter in solch einem harten und langen Marathon sind besonders anstrengend. Wir alle sehnen uns nach der Zielgeraden, denn erst, wenn nicht nur in unseren Einrichtungen, sondern in der gesamten Bevölkerung Herdenimmunität herrscht, sind wir am Ziel.